Offenes Arbeiten braucht das Gefühl von Miteinander

IMG_3972Buchstabentage, Stationenbetriebe, etc. bieten den Kindern tolle Chancen nicht nur am eigenen Platz, sondern mit allen Sinnen den Lerninhalt selbst zu bearbeiten. Das sind tolle Organisationsformen, die aber nicht zwangsläufig die Einstellung der Lehrkraft zum Kind widerspiegeln: Arbeit auf Augenhöhe, Wertschätzung, Gleichberechtigung und Mitgefühl. Grundsätzlich kann ich die Kindern auch im frontalen Unterricht ernst nehmen, ihren Bedürfnissen Platz geben und tollen Unterricht machen, so dass ich jedem Kind etwas mitgebe, an dem er wachsen kann – dafür braucht es die Stationenbetriebe nicht.
Was ich brauche, um mit den Kindern wirklich arbeiten zu können, ist das Gefühl, dass wir an einem Strang ziehen, dass wir das gleiche Ziel haben – dass sie lernen wollen. So lange dieses Gefühl nicht da ist, habe ich das Gefühl, Stationenbetriebe sind nette Spielerei. Wahrscheinlich lieben die Kinder die Stationen, da sie ihnen Freiräume gewähren, die ein normaler Unterricht nicht bietet, aber mir fehlt dabei etwas.

IMG_3885Drum ist mein erster Schritt immer zu schauen, wie ich das Gefühl von Miteinander herbekomme. Dazu braucht es aus meiner Sicht zwei Dinge: ich gebe meine Autoritätsvormachtsstellung, die ich auf Grund meines Berufs habe und meist mit Druck durchsetze, auf, um den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, von Mensch zu Mensch, sie ernst zu nehmen und ihren Bedürfnissen Platz zu geben. Damit sie mir dennoch folgen wollen bzw. sich von mir führen lassen wollen, muss ich mir diese Rolle erarbeiten. Jeder lernt gern von denen, die es drauf haben :) Sie spüren dabei: ich bin wichtig, jemand schaut auf mich, ich werde ernst genommen, ich bin wertvoll.
Der andere Punkt ist, dass die Kinder beginnen, lernen zu wollen und für ihr Lernen Verantwortung übernehmen. Da geht es nicht mehr um Pflichterfüllung, sondern um Eigentinteresse. Dieses zu wecken ist oft gar nicht so leicht. Grundsätzlich wollen Kinder lernen, sie sind neugierig, fragen nach, probieren aus – zumindest so lange, bis es aus irgendwelchen Gründen verloren gegangen ist. Da gilt es das natürliche Lernbedürfnis wieder zu wecken.