Lehrerresilienz

IMG_4361Ich gehe gerne in die Schule, ich liebe es vorzubereiten und zu planen, mir Gedanken zu einzelnen Kindern zu machen, … ich arbeite echt gern.

Manchmal gibt es Rahmenbedingungen, die das Arbeiten erschweren, die gegen die persönliche Einstellung sprechen und die die Lust am Job behindern.

Ein Wechsel in der Schulleitung kann dazu führen, dass sich die Schwerpunkte und Wertigkeiten verschieben, trotz schwindender Ressourcen soll das gleiche geleistet werden, im Lehrerteam gibt es kein richtiges Miteinander, etc. Und dann steht man auf und versucht sein Bestes, bis wieder eine Botschaft kommt, die den Tag beschwert.

Man schläft eine Nacht drüber, versucht mit der neuen Situation klar zu kommen, z.B. plötzlich keine Teamstunden mehr zu haben, den Gruppenraum hergeben zu müssen, noch weitere Kinder in die Klasse zu bekommen, dass man dies oder jenes plötzlich machen muss und anderes nicht mehr darf.

Ein paar Mal hält man das aus. Aber irgendwann wird es schwierig. Obwohl man eigentlich gerne unterrichtet, driftet man ab in den Gedanken, nun Dienst nach Vorschrift zu machen. Es ist nicht erfüllend aber es fehlt die Kraft, sein Ding zu machen.

Man kann das eine gewisse Zeit durchhalten, die Frage ist: Wie lange?

Diese innere Kraft, die einem hilft, immer wieder aufzustehen, ist auch als Resilienz bekannt.

Was hilft, Tag für Tag wieder aufzustehen und wieder sein Bestes zu geben? Seine Lebensfreude zu behalten, um sie in den Kindern zu wecken? Wie lange schafft man es gesundheitlich, mit dem Gefühl “Ich kann nicht mehr!” rumzulaufen?

  • Mir hilft es, meine Vision, meinen Traum von Unterricht aufzuschreiben und das dann zu lesen und zu schauen, jeden Tag einen kleinen Schritt drauf zuzugehen. Klappt nicht immer, aber es motiviert. Jeder hat einen Grund, warum er Lehrer geworden ist. Sich daran zu erinnern kann Kraft geben.
  • Seine Stärken zu stärken. Dieses Schlagwort kennt jeder. Wenn man selber drinsitzt, ist es dann oft schwer. Dazu zählen Aktivitäten, die man gut und mit Freude macht und die positive Rückmeldungen hervorbringen. Kleine Erfolge zu haben, indem man Dinge tut, die funktionieren.
  • Eigene Entscheidungen zu treffen und das Leben selbst bestimmen können, ist auch ein Zeichen für Resilienz – Mein Ding machen zu können, in dem ich eine Klasse habe, in der ich so arbeiten kann, wie ich es gut finde. Dazu gehört auch, auf meine Bedürfnisse zu achten.
  • Austausch mit Kollegen, die ähnlich denken. Da bekommt man oft Tipps und merkt, dass man mit seinen Gedanken nicht alleine ist. Außerdem hat man da jemanden, der die eigene Sichtweise versteht.
  • Probleme selbst lösen zu können: Ich überlege, was ich selbst ändern kann und verlasse die Opferrolle. Sobald ich die Verantwortung für eine Situation an etwas im Außen sehe, bin ich am Abwarten. So nehme ich mir selbst jede Handlungsoption. Manchmal hat man schon Ideen, wie man mit der neuen Situation umgehen kann. Manchmal ist es aber auch notwendig zu erkennen, dass eine Leistungsgrenze überschritten wurde. Manchmal tut es auch gut, sich witzige Lösungen zu überlegen, die man zwar nie umsetzen wird, um die Situation zu erleichtern.
  • Disziplin, indem man anerkennt, dass Regeln, Grenzen und Konsequenzen einen bestimmten Grund haben. Es ist oft nicht leicht, Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Wenn man sie akzeptiert und nicht mehr dagegen kämpft, kann man kreativ damit umgehen.
  • Man braucht jemanden, der einen liebt, so wie man ist, mit allem drum und dran.
  • Fehlern mit Humor begegnen.
  • Optimismus: Man braucht Hoffnung und Mut, seine Ziele zu verfolgen.

Das Schöne ist, wenn die Kinder das bei uns sehen und mitnehmen, haben sie schon einen Rucksack an Dingen, die ihnen helfen, selbst resilient zu werden.

Gerald Hüther hat in der österreichischen Tageszeitung Standard ein Interview gegeben, in dem er aufzeigt, wie wichtig es ist, mit Begeisterung zu lernen und selbst als Lehrer begeistert zu unterrichten.

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